Wien – In einem umfassenden Bericht wollen führende Sozialwissenschafter aus der ganzen Welt im nächsten Jahr neue Denkansätze für eine gerechtere Zukunft präsentieren. An dem wissenschaftlichen Großprojekt sind auch österreichische Forscher federführend beteiligt. Vorarbeiten zum Kapitel mit dem Titel "Wie kann Bildung den sozialen Fortschritt fördern?" werden ab heute in Wien geleistet.

Im Rahmen des "International Panel on Social Progress" (IPSP) haben es sich Hunderte Wissenschafter aus mehreren Forschungsfeldern zur Aufgabe gemacht, "das 21. Jahrhundert neu zu denken", wie es in einem Positionspapier heißt. Die Krise der entwickelten Staaten habe in den vergangenen Jahrzehnten vielerorts die Hoffnung auf eine gerechtere Gesellschaft zerstört.

"Statt ein eigenes Ideal zu entwerfen, folgen Entwicklungsländer zunehmend dem Beispiel westlicher Demokratien. Obwohl die Armut in einigen Ländern abgenommen hat, erinnern die sozialen Probleme an die Frühphase des westlichen Kapitalismus", heißt es auf der Online-Plattform der Initiative, in deren dreiköpfigem wissenschaftlichen Beirat die österreichische Wissenschaftsforscherin und frühere Präsidentin des Europäischen Forschungsrates (ERC), Helga Nowotny, sitzt.

Christiane Spiel als Koordinatorin

Die soziale Kluft nimmt in vielen Bereichen nicht nur nicht ab, sondern wird sogar größer. Das betrifft nicht nur den Zugang zu wirtschaftlichen Ressourcen und Sozialsystemen, sondern unter anderem auch Unterschiede bei der Nutzung wichtiger Technologien oder den für soziale Entwicklung zentralen Bereich der Bildung.

Als Koordinatorin und Leitautorin des Bildungs-Kapitels fungiert die Bildungspsychologin Christiane Spiel von der Universität Wien. Im Rahmen des Wiener Workshops werden Wissenschafter aus mehreren europäischen Ländern sowie aus Südafrika, Brasilien, Indien, USA und Israel bis Samstag einen Entwurf dieses Teils des Berichts erarbeiten. Erste Texte für den Endbericht sollen bis Sommer folgen. Die Veröffentlichung des ersten IPSP-Reports ist für die erste Jahreshälfte 2017 geplant. (APA, 11.2.2016)